Donnerstag, 1. Oktober 2009

Der Marsch der Freiwilligen!


Dieses Mal fällt der Tag meiner Ankunft in China auf den Nationalfeiertag. Ein ganz besonderer Tag, zumal dieses Jahr, denn es werden 60 Jahre Volksrepublik zelebriert! Und gleich zu Beginn meines Aufenthaltes in der Hauptstadt wird mir bewusst wie neu mir doch China immer noch sein kann, wie sehr mich das Reich der Mitte noch immer überraschen kann… Hatte ich doch anlässlich dieses außergewöhnlichen Events mit dem größten Verkehrschaos, verstopften U-Bahnen, Passkontrollen, Stichproben in Kenntnis der Nationalhymne, Maobibel-schwenkenden Massen, Panzern und Granaten  gerechnet. Stattdessen erwartet mich als ich den Flughafen Peking verlasse einfach nur eine große Leere: keine rücksichtslos drängelnde und spuckende Menschenmenge, keine hupenden Autos, sondern verwaiste Straßen und zu allem Überfluss strahlender Sonnenschein. Wie unheimlich! Wo ist der Smog? Wo sind die Menschen? Wo das Chaos? Was ist da los in China? (Den wilden Spekulationen zum Trotz, mit welchen Mitteln die kommunistische Partei wohl den Himmel zu den Feierlichkeiten so blank geputzt haben könnte, sollte das Wetter bis zum heutigen Tage unverschämt sonnig bleiben - war wohl ein Wetterabo!) Meine chinesische Freundin Clara, die mich vom Flughafen abholt, klärt mich auf. Die gesamte Innenstadt ist gesperrt. Komplett. Keiner darf aus dem Haus. Die Militärparaden, Olympia-ähnlichen Bombast-Choreographien und Reden der Politgrößen laufen ganz ohne jubelnde Massen ab. Denn die dürfen sich das Spektakel nur daheim vorm Fernseher anschauen. Das nenne ich mal eine echte Diktatur des Proletariats! Die Aufzeichnung der Feierlichkeiten zum Nationaltag darf ich dann aber noch die folgenden vier Wochen in jedem Supermarkt, Bus und, wo auch immer sonst noch eine Mattscheibe zur Bespaßung des Volkes flimmert genießen. Inklusive Staatschef, der in schwarzer Nobellimousine und mit ernster Mine an sauberen Reihen salutierender Soldaten vorbeirollt und vaterlandsliebenden Popstars mit glitter- buntem Minoritätendress , der im Fernsehstudiowind flattert…



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